Freitag, 30. Dezember 2011

Meine schlechten Vorsätze für das neue Jahr

Wieder ist ein Jahr so gut wie zu Ende und wie jedes vorhergehende Jahr auch fassen viele Menschen für das kommende ihre persönlichen guten Vorsätze. Bislang habe auch ich zum einen oder anderen Jahreswechsel mal den einen oder anderen "guten" Vorsatz gefasst. Allerdings sah es in der Folge mit der praktischen Umsetzung nicht so doll aus: Entweder habe ich bezüglich meiner guten Vorsätze gleich am Neujahrsmorgen auf die Igno-Taste gedrückt oder im Jahresverlauf das genaue Gegenteil von dem gemacht, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Deswegen hatte ich mir für dieses Jahr ursprünglich vorgenommen, mir für das kommende Jahr besser nichts vorzunehmen.
Andererseits dachte ich mir: "Wie wäre es, wenn du statt guter einfach mal schlechte Vorsätze fasst? Wenn du sie im neuen Jahr ignorierst, dann würde für dich ja nichts schlechter dadurch und wenn du wie gewohnt das Gegenteil davon machst, dann würde evtl. zumindest der eine oder andere dieser schlechten Vorsätze wie z.B. der mit dem Rauchen durch die gegenteilige praktische Aus- und Durchführung quasi automatisch in einen guten umgewandelt.". Also habe ich mich entschlossen, das mit den schlechten Vorsätzen einfach mal auszuprobieren. Für das nächste Jahr nehme ich mir somit felsenfest vor

- nicht mit dem Rauchen aufzuhören!

- noch viel stärker andere Informationsquellen als die sog. "Leit- und Qualitätsmedien" zu nutzen als bislang!

- infolgedessen im persönlichen Umfeld weiterhin munter klugzuscheißen und der Besserwisserei zu frönen!

- weiterhin neoliberaler Propaganda, dem "Mainstream" sowie "Alternativlosigkeiten" und "bestimmten Sachzwängen" gegenüber unbelehrbar und widerstandsfähig zu bleiben!

- mich trotz Arbeitslosigkeit und prekärer Lebensumstände und trotz energischer Aufforderungen dazu aus meinem Umfeld nicht bei der Bundesagentur für Arbeit zu melden und registrieren zu lassen (nicht aus falscher Scham, sondern um mich der Zwangsarbeit als Leih-/Zeitarbeitskraft/Aufstocker/Niedriglöhner usw. zu entziehen, um dadurch meine persönliche Würde zu wahren und um Konflikte mit "unmenschlichen" Fallmanagern zu umgehen - kurz: um mich diesem System zu verweigern)!

- mich trotz Halbwissens in vielen Spezialbereichen weiterhin mit Politik/Wirtschaft/Gesellschaft zu beschäftigen und mir unverdrossen meine eigenen Gedanken dazu zu machen!

- mich endlich auch mal aktiv zu "empören" und nicht nur immer mittels Tastatur!

- für meine trägen, bequemen und denkfaulen Mitmenschen aus dem "Stand der kleinen Leute", aber auch für "die da oben", noch viel unbequemer zu werden - damit wären meine gefassten schlechten Vorsätze in einem einzigen zusammengefasst!

In diesem Sinne: Frohes Neues!

Mittwoch, 28. Dezember 2011

Zu was "reißerische" Medien Menschen treiben können

Ouray, Colorado/USA, Anfang Januar 1884: In der Nähe der Farm des Ehepaars Margaret und Michael Cuddigan wird Mary Rose Mathews, das elfjährige Pflegekind der Cuddigans, tot aufgefunden. Da anhand seiner Verletzungen gemutmaßt wird, das Mädchen sei von den Cuddigans misshandelt worden, daraufhin von zuhause weggelaufen und infolgedessen draußen erfroren, werden die hochschwangere Margaret, ihr Ehemann (sie haben auch noch einen sieben Monate alten Sohn) sowie ihr Farmgehilfe James Carroll unter Mordverdacht verhaftet und im nahe gelegenen Minenstädtchen Ouray arrestiert.

In der Lokalzeitung "The Solid Muldoon", von der Art und Artikelgestaltung her so etwas wie eine damalige regionale BILD-Zeitung, veröffentlicht der Herausgeber David F.Day an den Folgetagen wiederholt reißerische Artikel, in denen er noch vor Prozessbeginn die Cuddigans sowie James Carroll der Tat eindeutig für schuldig erklärt, die vermeintliche Tat selbst mit allen möglichen schockierenden Details zusätzlich ausschmückt und die Bevölkerung ganz offen dazu auffordert, das Gesetz endlich selbst in die Hand zu nehmen und der Gerechtigkeit entsprechend Genüge zu tun. Da er in seinen Artikeln die Hetze gegen die inhaftierten Verdächtigen täglich immer weiter verstärkt lassen die Folgen hiervon nicht lange auf sich warten.

Am 19.Januar 1884 stürmt ein durch Day´s Artikel immer mehr aufgestachelter und letztlich wild gewordener Mob das örtliche Gefängnis, überwältigt Sheriff Charles Rawles und führt die drei Gefangenen vor die Stadtgrenzen. Die hochschwangere Margaret muss diesen Weg bei Eiseskälte barfuß durch den Schnee zurücklegen. Hier angekommen werden anschließend alle drei an den Ästen eines Baumes aufgehängt. James Carroll wird hierbei noch besonders übel mitgespielt, indem man ihn mehrmals langsam hochzieht und wieder runterlässt, bis er schließlich doch noch irgendwann erlöst wird.

In seinem "Revolverblatt" lobt Day diese Tat und die sie verübt habenden "aufrechten Bürger" sowie den "vorbildlichen Ablauf" in den allerhöchsten Tönen, würdigt die Lyncher ausdrücklich für ihren ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und ihr "würdiges Auftreten und Verhalten" während dieser Aktion. Zudem spricht er dem Mob für "die Besonderheiten, die das hängen einer Schwangeren nun mal für alle daran Beteiligten mit sich bringe" seine Hochachtung aus. Auf das öffentliche anprangern dieses Lynchmords als Akt der Barbarei durch den katholischen Ortsgeistlichen Michael Servant entgegnet Day in seinem Blatt lediglich, man solle am besten den gesamten Klerus als Missionare zu den Apachen schicken.

Nachspiel: Der Leichnam des vermeintlichen Mordopfers Mary Rose Mathews wurde nach Denver überführt, wo schätzungsweise 12.000 Gaffer daran vorbei defilierten. Nachfolgende genauere Untersuchungen durch offizielle Stellen ergaben, dass Mary Rose Mathews nicht ermordet wurde, sondern einem tragischen Unglücksfall zum Opfer gefallen ist. Die Mitglieder des Lynchmobs als auch Day blieben jedoch unbehelligt.

Gut, mag man jetzt sagen, das war wohl ein Extremfall. Zudem begab sich diese Tragödie im "Wilden Westen", wo seinerzeit eh rauere Sitten herrschten. Heutzutage ist so etwas nicht mehr möglich und bei uns schon gar nicht. Also ehrlich gesagt, ich bin mir dahingehend leider nicht mehr so ganz sicher. Auch heute noch werden zwecks Steigerung der Auflage in manchen Druckerzeugnissen reißerische Schlagzeilen und Artikel  produziert. Und dank "Scripted Reality" werden uns auch durch das Fernsehen Menschen gezeigt, die uns oftmals als verabscheuungswürdig erscheinen sollen. Auch mehr oder weniger prominente Persönlichkeiten in eigentlich verantwortungsvolleren Positionen neigen gelegentlich gern mal dazu, offen gegen eine bestimmte Bevölkerungs-/Bürgergruppe zu hetzen.

Wenn man sich dazu so manche Leser- oder Zuschauerreaktion in den jeweiligen Kommentarbereichen ansieht kann man recht schnell zu der Erkenntnis gelangen: Der Schoss ist fruchtbar noch!
Insbesondere bei sensibleren Themen wie ALG II-Bezug oder Integration triefen aus nicht wenigen Kommentaren - nicht zuletzt angestachelt durch eine von einer solchen "Persönlichkeit endlich mal öffentlich ausgesprochenen oder hingeschriebenen mutigen Wahrheit" sowie deren groß aufgemachte Verbreitung durch unsere "Leit- und Qualitätsmedien"- der blanke Hass sowie die reinste Menschenverachtung. Wenn sich da z.B. jemand freiwillig anbietet, "diese ganzen Arbeitslosen", die natürlich allesamt mit ihren Familien in leerstehenden Kasernen untergebracht werden müssten, jeden Morgen um Punkt sieben eigenhändig mit dem Knüppel zur Arbeit zu treiben, kann einem beim lesen durchaus ein eisiger Schauer den Rücken herunterrieseln. Ebenso gern wird von manchen Kommentatoren in Bezug auf ihre "Helden" sowie deren Aussagen und dabei natürlich auch für sich selbst das Recht auf freie Meinungsäußerung energisch angemahnt. Wenn nun aber in so einem Kommentarbereich jemand eine etwas andere Meinung äußert hagelt es für den Verfasser seitens der selbsternannten aufrechten Verfechter der Meinungsfreiheit nicht selten üble Beschimpfungen oder sogar auch Bedrohungen. Unter dem Eindruck solcher Kommentare von "Normalbürgern" sehe ich auch mehr praktizierte direkte Demokratie in Form von Volksabstimmungen her eher zwiespältig. Ich befürchte, dabei käme bei manchen gesamtgesellschaftlich sensiblen Bereichen - auch dank des vorherigen medialen Trommelfeuers zur Beeinflussung des "Bürgerwillens" in die gewünschte Richtung - nicht wirklich viel Gutes heraus.

Ich weiß nicht, ob sich sowohl die "mutigen Wahrheitsprediger" aus Politik, Wirtschaft, Akademikerkreisen und Journaille als auch die nur allzu willigen medialen Verbreiter dieser vermeintlich "unbequemen Wahrheiten" darüber bewusst sind, wie sehr sie dadurch mit dem Feuer spielen. Der deutsche Normalbürger ist nun mal recht leicht verführbar und neigt auch gern dazu, in Extreme zu verfallen. Die Frage, ob es so etwas wie einen speziellen deutschen Volkscharakter gibt, werde ich übrigens später auch noch in einem eigenen Beitrag stellen. Meiner Meinung nach rechtfertigt kein noch so gesteigertes öffentliches Geltungs- und Aufmerksamkeitsbedürfnis und auch keine Jagd nach hohen Auflagen und Zuschauerquoten das aufhetzen von Menschen gegeneinander. Vor allem wenn sich die Lebensumstände dank weiterer Fütterung unersättlicher, angeblich systemrelevanter Institutionen für viele von uns "Normalos" noch weiter verschlechtern werden und die Hauptschuld daran durch daran interessierte Kreise und Medien gezielt auf schwächere Bevölkerungs-/Bürgergruppen gelenkt wird sehe ich die Gefahr einer unkontrollierbaren Entladung des allgemeinen "gesunden Volkszorns" an diesen Menschen. Ouray Anno1884 könnte sich dann auch bei uns, wenn auch aus anderen Gründen und unter "moderneren Bedingungen", auch heute wiederholen.

Als der Fortschritt fort schritt

Eigentlich dachte ich bis vor wenigen Jahren, die Menschheit wäre im Laufe ihrer Geschichte gemeinsam mit dem technischen Fortschritt trotz einiger Rückschläge zwischendurch ebenfalls peu á peu in ihrer menschlichen Entwicklung fortgeschritten. Es sah für mich jedenfalls zumindest in der Bundesrepublik Deutschland eine gewisse Zeit lang durchaus danach aus. Vor allem die 1970-er-Jahre hindurch bis ca. bis in das erste Drittel der 1980-er hinein konnte man die Hoffnung haben, es liefe bei uns langsam aber dennoch stetig auf eine positive und vor allem "menschlichere" gesamtgesellschaftliche Entwicklung hinaus:
- Soziale Gerechtigkeit und sozialer Friede schienen nicht nur leere Phrasen zu sein.
- ein Arbeitsentgelt, von dem auch weniger gut qualifizierte Arbeitnehmer/-innen bei Vollzeittätigkeit wenigstens einigermaßen auskömmlich leben konnten, war eigentlich Normalität.
- Unabhängig vom jeweiligen Schulabschluss war für die große Mehrzahl der Schulabgänger/-innen die Lehrstellen-/Ausbildungsplatzsuche zumeist recht schnell erfolgreich beendet.
- Banken und Realwirtschaft arbeiteten überwiegend noch mit- und füreinander.
- Die "Normalbevölkerung" war noch nicht zu stark in einzelne Interessengruppen gespalten worden und der  menschliche Egoismus hielt sich in einigermaßen erträglichen Grenzen.
- Die Menschen wurden von Politik und Wirtschaft zumeist noch als reale Menschen wahrgenommen und nicht nur als nackte Zahlen in irgendwelchen Statistiken und Kosten-/Nutzenrechnungen. Sie wurden außerdem auch noch nicht im Sinne von "als Wählergruppe (noch) interessant/nicht mehr interessant" oder "als Marktteilnehmer (noch) benötigt/nicht mehr benötigt" und "als Arbeitskraft (noch) erforderlich/nicht mehr erforderlich" selektiert.
- Negative menschliche Eigenschaften wie z.B. Gier, nur zu gern vermeintliche Sündenböcke zu suchen und auch stets zu finden oder in Elitekreisen die dort selbst als solche empfundene "Erhabenheit"/"Ausgewähltheit" der Öffentlichkeit mit Wonne vorzuführen gab es wie eh und je auch seinerzeit, konnten jedoch noch in einem relativ erträglichen Rahmen unter Kontrolle gehalten werden.
- Die Bereitschaft zur Wahrung des inneren und äußeren Friedens war im Vergleich zu heute wesentlich höher.
Kurzum: Es gab eine Art "Leben und leben lassen"-Mentalität in vielen Köpfen sowohl bei "denen da oben" als auch bei "uns hier unten".

Doch wie so oft habe ich offensichtlich mal wieder komplett falsch gedacht. In den letzten Jahren ist der von mir vermutete menschliche Fortschritt zunehmend wieder zurück geschritten. Die Gier als Triebfeder allen Denkens und Handelns hat bei unseren "Leistungseliten" erneut die Oberhand gewonnen, menschliche Skrupel sind bei der Mehrung der eigenen Vermögen keine mehr vorhanden - alles, was ordentlich Geld bringt, ist somit erlaubt. Ob Spekulation auf Nahrungsmittel, ob Ausbeutung von Menschen als Billigstarbeitskräfte, ob Kriegführung aus rein wirtschaftlichen Gründen - wenn mit der Not und sogar dem Tod anderer Menschen Geld zu scheffeln ist fallen mittlerweile auch die letzten Hemmungen. Das jetzige System samt seiner Profiteure benötigt nun mal sehr viel Geld - reales als auch zunehmend virtuelles Spielgeld - , um sich selbst am laufen und überleben zu halten. Wo es letztlich herkommt spielt dabei keine Rolle mehr. Im Zuge dessen wurde auch die "Normalbevölkerung", nicht zuletzt dank bereitwilliger Mithilfe durch viele der sog. "Leit- und Qualitätsmedien", Schritt für Schritt wieder in eigentlich überwunden geglaubte Denk- und Verhaltensweisen "zurückgeführt".

Wurde z.B. jemand in jenen "besseren" Jahren arbeitslos wurde ihm aus der Gesellschaft heraus persönliche Anteilnahme, allgemeine Solidarität und "moralische Unterstützung" entgegengebracht ("Ach, das ist doch nicht so schlimm, das kann doch jedem passieren. Du schaffst das schon und wirst bestimmt schon bald was Neues finden!"). Heute hingegen ist ein Arbeitsuchender für nicht wenige unserer Mitmenschen ein "fauler Sack", der eh selbst an seiner Arbeitslosigkeit schuld ist, ein "Schmarotzer" oder "Parasit". Und selbstverständlich haben die Arbeitsuchenden die Hauptschuld daran, dass ich so wenig verdiene, dass meine Rente zu niedrig ist und am schlechten Wetter sowieso. Und weil es so bequem ist packen wir gern auch noch die eine oder andere weitere gesellschaftliche Minderheit zu unserem "Sündenbocksortiment" hinzu.

In vielen Betrieben gibt es mittlerweile keine Kollegialität mehr, sondern dort herrscht ein Klima des Misstrauens und der Angst vor. Mein ehemaliger Kollege ist mein Konkurrent, den ich stets aufs Neue "bekämpfen" muss und sei es durch Leistung von mehr unbezahlten Überstunden als wie er vorweisen kann. Schließlich ist es doch besser, wenn in diesen unsicheren Zeiten er fliegt statt ich. Und so ein bisschen zusätzliches Mobbing kann unter Umständen ja auch noch recht hilfreich sein, denn schließlich ist jeder sich selbst der Nächste.
Dazu sind wir alle nur noch auf reine Markt- und Wettbewerbsteilnehmer reduziert worden bzw. haben uns darauf reduzieren lassen. Also passe dich gefälligst in ausnahmslos allen Lebensbereichen den herrschenden Markt- und Wettbewerbsbedingungen an, sei rücksichtslos, denke nur an dich und dein eigenes Wohlergehen sowie dem deiner Familie oder, falls nicht, bleibst du eben ganz einfach auf der Strecke.

Wie sich ein "Wohlhabender" fühlt, wenn er mithilfe seines Laptops dabei zusieht, wie sein im Vergleich zu uns "hier unten" eigentlich schon gewaltiges Vermögen noch immer weiter wächst, kann ich nicht beurteilen. Ich war noch nie in der "Verlegenheit", über ein nennenswertes Geld- und/oder Sachvermögen zu verfügen. Ob er dabei ein Hochgefühl verspürt, wenn er seinen einen Platz vor ihm stehenden Konkurrenten in der Geldrangliste soeben überholt (ob ihm dabei also sozusagen "einer abgeht"), ob er sich Gedanken darüber macht, auf wessen Rücken und Kosten seine Vermögensmehrung eigentlich zustande kommt, ob dadurch und damit anderen Menschen möglicherweise Schaden zugefügt wird - keine Ahnung. Es ist meiner Einschätzung nach jedoch nicht auszuschließen, dass menschliche Gier den Verstand und das Gewissen blockieren könnte.

Das in den vergangenen Jahren hinsichtlich des Denkens und Handelns zunehmend wieder eher niedere menschliche Instinkte sowohl bei "denen da oben" als auch bei "uns hier unten" die Oberhand gewonnen haben ist m.E. als äußerst bedenklich einzustufen. Darin dürfte ein gewaltiger gesellschaftlicher Sprengstoff enthalten sein. Über die Ursachen, die diese niederen Instinkte reaktiviert und zu einer erneuten Vormachtstellung geführt haben könnten, mache ich mir aber in einem gesonderten Beitrag noch meinen Kopf.

Fressen oder selbst gefressen werden. Wenn jeder nur an sich denkt ist an alle gedacht. Und willst du nicht mein Bruder sein, dann hau´ ich dir den Schädel ein - derartiges mag in archaischer Zeit einmal seine Berechtigung gehabt und das eigene überleben ermöglicht haben, aber in unserer heute angeblich so "fortschrittlichen" und "zivilisierten" Welt dürfte das wohl kaum noch zeitgemäß sein. Für mich jedenfalls stellt diese Steinzeitdenke einen erheblichen Rückschritt vom (menschlichen) Fortschritt dar.

Freitag, 23. Dezember 2011

Ein etwas anderes Weihnachtsgedicht

Alter Stromer

Am Tag, am dämmerhellen,
ob auch die Kälte kracht,
man hat doch seine Quellen -
aber die Nacht, die Nacht!

Wenn überall aus den Stuben
der Schein der Kerzen bricht,
dann gelten bloß Mädeln und Buben,
aber unsereins nicht.

Unsereins sieht die vollen
Teller am Fenstersims.
Unsereins darf sich trollen.
Keiner sagt: "Komm und nimm´s!"

Keiner sagt: "Sei heute,
Herr Jesu, unser Gast!"
Heißen sich Christenleute.
Hat keiner das Wort erfasst.

Im Dorf die Hunde schlagen
wild an...Ich drück´ mich sacht.
Der Tag wär´ zu ertragen -
aber die Nacht, die Nacht!
                           
                           Owlglass (Hans Erich Blaich)

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Welche christlichen Werte vertreten eigentlich die "C"-Parteien?

Immer wieder wird sich hierzulande in politischen Diskussionen und Debatten auf "christliche Werte" und unsere vielgerühmte "christlich-abendländische Kultur" berufen. Da gerade der kirchlicherseits festgelegte Geburtstag desjenigen, dessen griechischer Beiname hierzu verwendet wird, kurz vor der Türe steht, möchte ich mich heute mal ein wenig mit den Parteien mit dem "C" vorneweg im Parteinamen beschäftigen.
Ob Jesus Christus nun eine historische Person ist oder nicht lassen wir dabei einfach mal außen vor. Es soll lediglich um einige Inhalte der christlichen Lehre als solche gehen, egal wer sie tatsächlich vor ca. 2000 Jahren aufgestellt und verbreitet hat.

Ich bin zwar nicht sonderlich bibelfest und glaube persönlich auch nicht an einen realen Jesus von Nazareth, aber mit einigen Inhalten der christlichen Botschaft kann ich mich durchweg anfreunden. Was davon bei mir im Konfirmandenunterricht hängen geblieben ist wären u.a. vor allem diese Teilaspekte: 
- Nächsten- und Feindesliebe (wobei es vor allem mit der Feindesliebe zugegebenermaßen recht schwierig ist; ich tue mich damit auch manchmal ziemlich schwer).
- Barmherzigkeit/Mildtätigkeit
- Demut/Bescheidenheit
- Vergebung 

Unabhängig davon ob man nun gläubiger Christ oder nicht halte ich persönlich diese Teilaspekte der christlichen Botschaft für ein friedliches gesellschaftliches Zusammenleben sowie den menschlichen Umgang mit- und untereinander für durchaus förderlich. Das von vielen sich einer christlichen Konfession zurechnenden Menschen davon im Alltagsleben nicht allzu viel praktisch gelebt und ausgeübt wird war bekanntermaßen schon immer so und ist es auch noch heute. Und das die Kirchen sowie nicht wenige ihrer Vertreter diese christlichen Werte im Laufe ihrer Geschichte selbst immer wieder mit Füßen getreten haben und es auch heute noch hin und wieder tun ist ebenfalls ein alter Hut. 

Nun gibt es bei uns zwei Parteien, die den Namen des echten oder vermeintlichen Verkünders der christlichen Lehre ganz vorn in ihrem Namen tragen. Damit berufen sie sich ja auf eben diese Lehre und müssten sie somit bei ihren politischen Vorhaben und Entscheidungen stets verstärkt mit berücksichtigen. Doch irgendwie scheinen sie damit ihre liebe Müh´ und Not zu haben. Hat Jesus laut allen 4 "offiziellen" Evangelisten nicht die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel gejagt? Wieso aber z.B. biedern sich dann ausgerechnet die "C"-Parteien deren modernen Nachfolgern so stark an und setzen sich vehement für sie ein? Wie sieht es bei den "C"-Parteien sowie ihren Anhängern mit der Beherzigung von Jesus Christus zugeschriebenen Aussprüchen wie "Geben ist seliger denn nehmen", "Selig sind die Barmherzigen", Selig sind die Friedfertigen", "Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden", "Richtet nicht, auf das nicht ihr gerichtet werdet" aus? Was hat z.B. der derzeitige Umgang mit den sozial Schwachen sowie die politisch gewollte unsägliche Sanktions- und Schikanepraxis der ARGen/Jobcenter mit Barmherzigkeit zu tun? Was die Auslandseinsätze der Bundeswehr (zukünftig wohl auch zwecks Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen) mit Friedfertigkeit? Was die Gier, Arroganz und Überheblichkeit sich selbst für elitär haltender Kreise aus Politik/ Wirtschaft mit Demut und Bescheidenheit? Widerspricht das gezielte schüren und pflegen von Vorurteilen gegenüber sozial Schwachen und bestimmten Minderheiten nicht dem Satz "Richtet nicht, usw..."?

Gerade bei den eben aufgeführten "Christus-Zitaten" müssten doch vor allem die "C"-Parteien eine völlig entgegengesetzte Haltung in Worten und in Taten an den Tag legen als wie sie es jetzt zu tun pflegen. Wenn sie sich in ihrem Namen schon auf christliche Werte berufen, dann müssen sie diese auch in ihre Politik konsequent mit einfließen lassen. Das "C" ist für mich ansonsten nichts anderes als ein "Werbegag". Der einzige Satz aus dem Neuen Testament, der bei nicht wenigen "C"-Politikern/-innen verfangen hat und im Verein mit der Prominenz anderer Parteien und aus Wirtschaftskreisen wortwörtlich angewandt wird, scheint wohl eher dieser zu sein: "Denn wer da hat, dem wird noch gegeben werden, dass er Fülle habe. Wer aber nicht hat, dem wird von dem wenigen, was er hat, auch noch genommen werden."!

Das das "S" im Namen SPD mittlerweile ebenfalls seine Berechtigung verloren hat, soll der Gerechtigkeit halber an dieser Stelle nicht vergessen werden. Im Grunde genommen müssten derzeit sowohl die "C"-Parteien als auch die SPD ihre Anfangsbuchstaben entweder völlig weglassen oder durch andere, ihren  politischen Handlungen tatsächlich entsprechende, ersetzen. Erst wenn sie bzw. die in ihnen agierenden Personen wieder so handeln, wie es die ursprüngliche Bedeutung der Buchstaben "C" und "S verlangt, sollten diese Buchstaben wieder in diesen Parteinamen geführt werden. Das wäre wenigstens ehrlicher als dieser ganze jetzige Etikettenschwindel. 




Mittwoch, 21. Dezember 2011

Klugscheißen? Immer wieder gerne!

Neulich erst ist es wieder passiert: Bei einer Kaffeetafel anlässlich einer kleineren Geburtstagsfeier vernahm ich von der gegenüberliegenden Tischseite den Satz: "Aber der Steinbrück, das ist schon ein fähiger Mann. Der sollte Kanzler werden!". Hierauf erfolgte von der Mehrheit der allerdings recht überschaubaren Gästeschar allgemein zustimmendes Kopfnicken und "Stimmt"-Gemurmel. Nun ja, halt alles treue BILD-Leser und RTL aktuell-Zuschauer.
Nachdem ich (mal wieder) ein bisschen gegen den Strom geschwommen war und den versammelten Steinbrückianern ein wenig was über dessen nicht unerhebliche Mitverantwortung bezüglich der Agenda 2010 sowie seinen Einsatz für die Deregulierung der Finanzmärkte und die unangenehmen Folgen davon erzählte, durfte ich (ebenfalls mal wieder ) wie schon so oft die gewohnte Reaktion darauf erleben: Abwinken, Kopfschütteln und ein vereinzelt dahingemurmeltes "Klugscheißer!".

Nun ist so eine Reaktion für mich nicht unbedingt etwas Neues. Eigentlich ist sie für mich von Kindheitstagen an bis heute eine treue und anhängliche Begleiterin. Ich war halt schon immer ein richtiger Bücherwurm, was in meinem persönlichen Umfeld der "kleinen Leute" nicht unbedingt immer auf Verständnis stieß. Wenn ich mir z.B. zu Weihnachten ein Buch wünschte hieß es elterlicherseits oft: "Was willste denn mit diesen alten Staubfängern? Nee, nix da, es gibt was vernünftiges wie was zum anziehen!". Und das ich statt nur vor der Flimmerkiste zu hocken manchmal lieber etwas las wurde im Kreis der Kindheits- und Jugendfreunde auch nicht unbedingt als "normal" angesehen.
Nun bleibt von dem gelesenen jedoch fast immer irgendwas irgendwo im Hinterstübchen hängen. Wenn ich davon mal was zwecks Korrektur eines falsch ausgesprochenen Fremdwortes oder eines nicht ganz richtig wiedergegebenen Sachverhalts angezapft und entsprechend geäußert habe hieß es seit damals schon stets: "Elender Klugscheißer!" oder "Schrecklicher Besserwisser!".

Anfangs habe ich mich im Stillen über solche Bemerkungen durchaus geärgert. Schließlich waren derartige Begriffe in meinen "Kreisen" mit einem eher negativen Image behaftet. Mittlerweile hingegen störe ich mich nicht mehr daran. Ganz im Gegenteil: Ich fühle mich dadurch sogar regelrecht gebauchpinselt! Denn was ist so negativ und "elend" daran, wenn man sich selbst durch gelegentliches lesen Stück für Stück ein bisschen "klüger" macht? Und was ist so "schrecklich" daran, wenn man durch Nutzung vielfältiger Informationsquellen außer der seit Jahrzehnten gewohnten/bevorzugten Tageszeitung und Nachrichtensendung über manche tiefer gehenden Hintergründe hinsichtlich politischer Entscheidungen und Entscheidungsträger ein wenig besser Bescheid weiß? Ich fühle mich durch die regelmäßige Nutzung zusätzlicher Informationsquellen (siehe z.B. die Blogliste rechts) lediglich besser und umfassender informiert als wenn ich mich nur auf ein oder zwei Medien beschränken würde. Und "klüger" gegenüber anderen fühle ich mich auch nicht. Die haben schließlich oftmals Kenntnisse und Wissen von und über Dinge, von denen wiederum ich nur sehr wenig bis gar keine Ahnung habe. Da gleicht es sich eben wieder aus mit der "Klugheit".

Ach ja, und wenn ich aufs Örtchen gehe, dann kommt auch bei mir hinten keine Klugheit raus, sondern nur das, was bei jedem anderen Menschen sonst auch dort rauszukommen pflegt - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Freitag, 16. Dezember 2011

Alle Jahre wieder: Ein Sack voll Wohltätigkeit

Es ist wieder soweit - wie in jedem Jahr geht´s gleich nach dem anzünden der ersten Kerze los mit den großen Spendenshows im TV und den pompösen Wohltätigkeitsveranstaltungen: "Spendenmarathon", "Red Nose Day", "José Carreras-Gala", diverse Spenden-Sonderausgaben von Shows wie z.B. der von Carmen Nebel sowie mit etlichen "Charity Events" (meist als "Benefizgalas" ausgewiesen), auf denen sich die Reichen und - je nach persönlichem Geschmack - mal mehr und auch mal weniger Schönen zugunsten der Armen und Hungernden an erlesenen Speisen ordentlich satt essen.

Natürlich ist vom Grundsatz her gegen derartige Veranstaltungen nichts einzuwenden. Geld zu sammeln für einen "guten Zweck" stellt ja nichts Verwerfliches dar. Dennoch empfinde ich einen etwas säuerlichen Beigeschmack hinsichtlich oben genannter Fernseh- und Galawohltätigkeit.

In den Spendensendungen hocken bekanntlich vielfach (selbstverständlich auf eine Gage verzichtende) A- oder auch darunter rangierende Promis am Telefon, um die Anrufe der spendenfreudigen Zuschauerschaft entgegenzunehmen (ob diese Telefonpromis neben ihrer finanziellen Beteiligung durch Gagenverzicht auch noch das eine oder andere Scheinchen aus ihrer Privatschatulle in den Spendentopf werfen würde ich übrigens dann auch immer gern mal wissen).
Allein die Chance, für ein paar Sekunden evtl. sogar mit seinem Lieblingsstar persönlich telefonisch ein paar Worte wechseln zu können dürfte für den/die einen oder anderen Zuschauer der Hauptanreiz zu sein, ein paar Euros für den eigentlichen Zweck der Sendung locker zu machen. Davon können sie noch ihren Enkeln erzählen. Oder sich mangels Enkelkindern ersatzweise beim Damenkränzchen, im Kegelklub und ähnlichem dafür feiern lassen.
Zudem laufen während einer solchen Sendung meistens die Spendernamen unten hurtig durchs Bild. Für nur wenige Sekunden zwar, aber immerhin, sieht also die versammelte Fernsehnation meinen Namen samt Wohnort da durchrauschen! Eine Verwechslungsgefahr mit einem andernorts ansässigen Träger gleichen Namens ist somit nahezu ausgeschlossen.
Die Sendung selbst ist nach dem erfolgten und von Hansi Hinterwäldler höchstselbst entgegen genommenen Anruf ab sofort nur noch uninteressant. Was da erzählt, gesungen und getanzt wird - alles reine Nebensache! Gebannt wird nur noch auf den unteren Bildschirmrand gestiert, auf das denn nun endlich der eigene Name dort durchsausen möge. Und wenn er dann doch noch erscheint wird ein aufgeregtes "Da! Da! Guckt schnell - da ist...äh...war gerade mein Name!" ausgerufen. Mit stolzgeschwellter Brust werden diese maximal 3 Sekunden Prominenz genossen, wird die Größe des Augenblicks förmlich in sich aufgesogen. Das dieser historische Moment natürlich mittels DVD- oder anderweitiger Recorder aufgenommen wird muss wohl nicht extra erwähnt werden. Schließlich möchte man sich diese eine Szene noch jahrelang immer und immer wieder ansehen können.

Auch die Namen kleinerer und größerer Firmen/Unternehmen rauschen immer wieder mal mit auf dem Laufband durchs Bild. Imagegewinn plus bundesweite Werbung - so können gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Naja, und zumindest ein Teil der Spende lässt sich sowieso steuerlich absetzen.

Nun frage ich mich jedes Jahr aus Neue: Was wäre, wenn keine Promis am Hörer sitzen würden, sondern nur ganz "gewöhnliche" Mitarbeiter des jeweiligen Senders? Also ganz "normale" Menschen, die keinerlei Bildschirmpräsenz/-prominenz vor- und nachzuweisen haben? Und was wäre, wenn die Spendernamen nicht durch das Bild huschen würden? Wie sähe es dann mit der Spendenbereitschaft unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger aus? Könnten die Moderatoren/-innen der betreffenden Sendungen dann auch jedes Jahr immer neue Höchstbeträge an Spendenzusagen in Millionenhöhe zwischendurch und am Ende der Sendung verkünden? Oder würde für viele der nötige Anreiz zum öffnen ihres Portemonnaies dann fehlen? Wenn man etwas gibt möchte man schließlich auch was davon haben. Und wenn es nur 10 gewechselte Worte mit einem "Star" sind oder eine Sekundenprominenz. Oder am besten beides. Das kann man für die locker gemachten 10, 20 oder wieviel Euros auch immer ja wohl verlangen.

Diese ganzen Benefizveranstaltungen mit Teilnehmern der "gehobeneren Kreise" haben für mich ebenfalls ein gewisses Beigeschmäckle: Die Herren im Nobelsmoking, die Damen in edelster Abendgarderobe, dazu ess- und trinkbare Delikatessen nur vom Allerfeinsten. Und das alles zugunsten derjenigen, die sich ihren Klamottenkauf - wenn überhaupt - höchstens bei "kik" oder "Takko" leisten können und nicht wissen, ob überhaupt und wie sie ihren Kühlschrank mit in Plastik eingeschweißten, nicht immer gerade gesundheitsfördernden Billigstlebensmitteln vom Discounter wenigstens halbwegs ausreichend füllen können. Ganz zu schweigen davon, wenn der Erlös des Galaabends an "Bedürftige" in Hunger- oder andere Katastrophengebiete irgendwo auf dieser Welt gehen soll. Irgendwie hat das für mich was von "Brot für die Welt, den Kaviar für mich!".

Für eine positive Imagepflege ist die Teilnahme an solchen "Charity Events" natürlich bestens geeignet. Wenn man Glück hat wird man in den einschlägig bekannten Regenbogenblättern im hierzu veröffentlichten Bericht erwähnt und mit noch mehr Glück erscheint auch noch ein Foto von einem in dem entsprechenden Artikel. Oder man ist mehr oder weniger zufällig mit aufs Bild geraten. Egal, Hauptsache Presse.
Auch die Boulevardmagazine im TV widmen gern mal einen Beitrag solch einem höhergesellschaftlichen Highlight. Wenn man beim über den roten Teppich flanieren aufgenommen oder sogar von der Fernsehklatschtante vor oder in dem Festsaal interviewt wurde und das Ganze auch noch gesendet wird - das sind schon recht angenehme Streicheleinheiten fürs Ego. Vor allem wohl bei B- und C-Promis, die derzeit auch noch unter einem leichten bis mittelschweren Karriereknick zu leiden haben. Man wird wieder gesehen und vielleicht erinnert sich ja irgendein Film- oder Fernsehverantwortlicher dadurch wieder an eine(n). Ganz flau wird mir immer, wenn ich in so einem Interview dann lesen oder hören muss: "Ich habe bisher so viel Glück gehabt in meinem Leben, da möchte ich von diesem Glück auch mal ein wenig an andere abgeben, die nicht so viel Gück gehabt haben.". Irgendwie sträuben sich mir dabei stets die Nackenhaare, denn so ganz kann ich diese Aussage den Interviewten nicht abnehmen. Da ist für meinen Geschmack eine Prise zu viel Pathos mit beigemengt. Und auch das strahlende Lächeln beim aussprechen so eines Satzes wirkt auf mich irgendwie fehl am Platze.

Meine Frage lautet nun: Wieso eigentlich finden derartige Wohltätigkeitsorgien fast ausschließlich zur Adventszeit statt (von gelegentlichen Flut-, Erdbeben- und AKW-Katastrophen mal abgesehen)? Gibt es nur zu dieser Zeit Hilfebedürftige, egal wo auf der Welt? Fühlen wir uns nur in dieser Zeit zu Mildtätigkeit, Hilfsbereitschaft und Solidarität aufgerufen und berufen? Was ist mit dem Rest des Jahres? Für mich ist da viel Heuchelei mit im Spiel: Sonst prügeln wir recht gern verbal auf sozial Schwächere ein, aber zur Adventszeit spenden wir u.a. auch für eben genau jenen helfende Projekte/Organisationen/Einrichtungen. Nach meinem Dafürhalten passt da jedenfalls irgendwas nicht so ganz zusammen.

Das spenden von Geldbeträgen sowie die Teilnahme an Benefizgalas ist ja eine eher passive Angelegenheit. Im Wort "Wohltätigkeit" ist aber das Wörtchen "tätig" mit eingebaut und hat somit eher etwas mit aktiv sein zu tun. Wäre es also nicht noch viel nützlicher, wenn wir uns das ganze Jahr über "wohltätig" verhalten würden? Uns aktiv an sozialen Projekten aller Art auch mal tatkräftig beteiligen würden? Wenn wir Solidarität, Mildtätigkeit und Mitgefühl mit anderen Menschen an 365 Tagen des Jahres aktiv leben und praktisch ausüben würden (ich spreche mich hierbei übrigens ausdrücklich selbst mit an!)? Selbstverständlich sind Geldspenden für notleidende Menschen sowie soziale und andere Hilfsorganisationen - egal zu welcher Jahreszeit - eine gute und richtige Sache. Und zur Beruhigung des eigenen Gewissens mögen sie bei dem einen oder anderen auch ihren Beitrag leisten. Doch tagtäglich gelebte und praktisch umgesetzte Wohltätigkeit in unserem Umfeld hinter und vor der eigenen Haustür würde uns allen bestimmt noch viel besser tun. Gegen die Bereitschaft zum Geldspenden in der Adventszeit wäre natürlich auch dann nichts einzuwenden!

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Und noch ein (vorerst?) Gescheiterter

Und wieder haut ein Angehöriger unserer "Eliten" vor Ablauf seiner Amtszeit in den Sack. Dieses vorzeitige Hinschmeißen einer führenden Funktion scheint derzeit bei "denen da oben" groß in Mode zu kommen. Ob beispielsweise unser Ex-Bundes-Horschti, ob kürzlich DFB-Präsi Theo Zwanziger oder jetzt FDP-Tschäneräl Christian Lindner - wenn´s mal etwas schwieriger oder der Gegenwind rauer wird verabschieden sie sich etwas schneller von Amt und Würden als eigentlich vorgesehen. Oder werden in dem einen oder anderen Fall auch mal durch mehr oder weniger sanften Druck daran interessierter Gruppierungen zu solch einem Abschied bewegt.

Bei Jung-Christian habe ich irgendwie den Eindruck, dass hier nur eine Ratte (das ist nur im sprichwörtlichen Sinne gemeint und nicht als persönliche Beleidigung!) das sinkende Parteischiff verlassen möchte. Durch und durch Karrierist, der er nun mal ist, möchte er wohl mit dem weiter fortschreitenden Niedergang seiner Partei nicht stärker als unbedingt nötig in Verbindung gebracht werden können. Seinem weiteren Aufstieg auf der persönlichen Karriereleiter wäre das mit Sicherheit nicht gerade zuträglich.
Mit dem scheitern hat er ja bereits in der von seiner Partei viel gerühmten freien Wirtschaft einige Erfahrung machen können. Auch hier hat er bekanntlich das von ihm mitgegründete Unternehmen gerade noch rechtzeitig vor der Insolvenz verlassen und auch seine nachfolgenden Unternehmensgründungen waren nur sehr kurzlebig. Er muss also über ein angeborenes Gespür dafür verfügen, wann der richtige Zeitpunkt für einen geordneten Rückzug, um mal im Generalsjargon zu bleiben, gekommen ist.

Wie es mit ihm weitergehen wird ist natürlich reine Spekulation. Ob er in der FDP verbleibt und dort nach dem irgendwann mit Sicherheit erfolgten Scheitern unseres Vorzeige-Integrierten Rösler einen neuen Anlauf Richtung Parteispitze unternehmen wird oder ob er - wie in einigen "Qualitätsmedien" gemutmaßt wird - in eine andere Partei wie die CDU oder gar die SPD wechseln wird werden wir dann schon erleben, wenn es soweit ist. Ich persönlich tippe eher auf Ersteres. In Abwandlung der Textzeile eines bekannten Weihnachtsliedes heißt es dann "Christian, der Retter, ist dahaaaaa!" und sein FDP-Stern wird heller leuchten als seinerzeit jener von Bethlehem.

Apropos Christian: Der andere, der ältere, also der ehemalige Mini-Präsi "meines" Bundeslandes, ist bei etwas rauerem Gegenwind anscheinend wetterfester. Zumindest bis jetzt. Gut, Mutti Merkel hat sich jetzt vor ihn gestellt, da kommt der Gegenwind nun mal nicht so schnell durch. Zudem ist er auch erfahrener im Umgang damit  - die Sache mit dem Flugticket, Urlaub bei Maschmeyer, steuerfinanzierter Hubschrauberflug zum Interview nach Norderney:  Alles unbeschadet überstanden. Leisetreter sind wohl aus härterem Holz geschnitzt...

Dienstag, 13. Dezember 2011

Vorsicht - neue Wort-/Begriffsschöpfung: Leistungsertrager!

Als Gegenstück zu unseren selbsternannten oder von den "Leit- und Qualitätsmedien" zu solchen hochgejubelten Leistungsträgern sollte man für die mehrere Millionen zählende Bevölkerungs-/Bürgergruppe, die mit und unter den Leistungen an sich sowie den Folgen eben dieser "Leistungsträgerleistungen" tagtäglich (über)leben, kämpfen und leiden - kurz: Sie ertragen muss - ebenfalls eine neuartige Bezeichnung einführen. Ich plädiere folglich hiermit für die offizielle Verwendung der Begrifflichkeit "Leistungsertrager" für diese Menschen!

Schicht(en)salat

Also mir persönlich gefällt die Einteilung von Menschen in gesellschaftliche Schichten und Stände nicht so recht: Oberschicht - Mittelschicht - Unterschicht und hier noch eine zusätzliche Untergliederung in eine obere und eine untere Mittelschicht. Eine "obere/untere Oberschicht" und eine "obere/untere Unterschicht" gibt es somit anscheinend nicht. Bei den Ständen hingegen scheint es wohl nur einen zu geben - den viel gepriesenen und von der Politik ach so umschwärmten/umworbenen Mittelstand. "Oberstand" und "Unterstand" als Begriffe sind mir zumindest in Bezug auf die Einteilung von Menschen in gesellschaftliche Gruppierungen bislang noch nicht begegnet. Um auch hier eine weitere Untergliederung zu schaffen könnte man vielleicht den oberen Oberstand ja auch zum "Hochstand" machen und den unteren Unterstand zum "Tiefststand". Aber gut, lassen wir diese Wortspielereien jetzt lieber beiseite.

Wie in grauer Vorzeit diese gesellschaftliche Schichtenbildung entstehen konnte, wie sie sich über die Jahrtausende hinweg entwickelt hat und wieso es dieses Schichtendenken in unserer Zeit überhaupt noch gibt lassen wir einfach mal dahingestellt.
Aber wer bestimmt nun eigentlich, welcher Schicht/welchem Stand ein Mensch zugehörig ist (oder sich zugehörig fühlen darf) und welche Richtlinien gelten für die entsprechende Zugehörigkeit? In erster Linie gehört wohl einfach nur Glück oder Pech dazu. In den meisten Fällen entscheidet halt der Zufall darüber. Niemand kann sich aussuchen, ob überhaupt und in welche Familie und Lebensverhältnisse er/sie hinein geboren wird. Man kommt auf die Welt und ist sofort unfreiwilliges Mitglied einer bestimmten Gesellschaftsschicht, peng. Landet man in einer vermögenden Familie - Schwein gehabt; schlägt man in einer in einigermaßen gesicherten (Einkommens-)Verhältnissen lebenden Familie auf - mittelprächtiges Schwein gehabt; plumpst man in eine Familie mit niedrigerem "Lebensstandard" - Pech gehabt. Per Geburt erlangen wir also automatisch das "Recht", einer bestimmten Gesellschaftsschicht anzugehören. Das die Chancen für einen "Schichtwechsel" in unserer Zeit vor allem für Angehörige der unteren Schicht trotz intensiver Anstrengungen und Bemühungen eher schlecht stehen ist nichts Neues. Und das die Chancen auf einen derartigen Wechsel für die Mittelschichtler besser stehen ebenfalls -  für sie allerdings zumeist eine Schicht nach unten, auch wenn sie das immer noch eisern ignorieren und sich selbst für fest im "Schichtensattel" sitzend betrachten mögen.

Wieso sich die Bewertung der Schichtzugehörigkeit eines Menschen ausschließlich auf u.a. materielle Dinge, beruflichen Erfolg und/oder durch Geburt erworbenes "Zugehörigkeitsrecht" beschränken muss vermag ich nicht so recht zu verstehen. Sollten Menschen nicht besser hauptsächlich bezüglich ihrer "Menschlichkeit" bewertet werden? Wie verhalten sie sich ihren Mitmenschen gegenüber? Werden sie durch ihr reden und handeln dem Ruf des Menschen als soziales Wesen gerecht? Wäre z.B. ein Mensch aus der "materiellen Unterschicht" , der sich aber dennoch auf irgendeine Weise auch für seine Mitmenschen einsetzt, nicht eher ein Angehöriger einer "menschlichen Oberschicht"? Wäre im Gegensatz dazu ein Mensch, der beispielsweise mit dem Elend/auf dem Rücken anderer Menschen sein Vermögen mehrt, nicht einer "menschlichen Unterschicht" zuzurechnen? Tut mir leid, aber ich bin nun mal ein ziemlicher Naivling...

Wenn es denn schon eine Unterscheidung von Menschen aufgrund ihrer von ihnen selbst großteils nicht (mehr) beeinflussbaren Lebensverhältnisse und -umstände geben muss, dann fände ich eine Unterteilung in "Bürgergruppen" irgendwie zeitgemäßer als wie in Schichten. Wie man diese Bürgergruppen nun im einzelnen benennen sollte wäre noch zu überlegen. "Bürgergruppe der niedrigen Einkommen/Vermögen", "Bürgergruppe der mittleren Einkommen/Vermögen" und "Bürgergruppe der höheren Einkommen/Vermögen" gefallen mir auch nicht so recht. Das klänge erneut als zu sehr auf das Materielle fixiert und zudem recht umständlich. Vielleicht hat ja jemand noch bessere Ideen. Falls ja - immer her damit! Oder mir fällt irgendwann selbst noch etwas dazu ein.

Sonntag, 11. Dezember 2011

Und noch´n Blog

Hallo und herzlich willkommen bei "Von unten betrachtet"!

Mit Sicherheit fragt sich manch Besucher/in dieses Blogs beim erstmaligen "Sich-hier-hin-verirren": "Was soll das Ganze hier bezwecken?". Diese Frage ist natürlich vollkommen berechtigt! Also versuche ich sie sogleich - und hoffentlich zumindest einigermaßen zufriedenstellend - zu beantworten:

Ich möchte hier in losen zeitlichen Abständen meine Ein- und Ausfälle zu mich stark interessierenden Themen wie z.B. Politik, Gesellschaft, mediale Manipulation und Religion der Allgemeinheit zugänglich machen und zur Diskussion stellen. Gut, es gibt bereits zahlreiche sich mit diesen Bereichen befassende Blogs, wie man unschwer an der (natürlich unvollständigen) "Blogempfehlungsliste" gleich rechts erkennen kann. Trotzdem möchte auch ich mich in die Blogosphäre wagen, sozusagen als eine Art "Stimme aus der `Unterschicht´". Die Mehrheit der Blogger, die sich mit den weiter oben genannten Gebieten beschäftigen, sind meiner Einschätzung nach überwiegend der Gruppe der "Bildungsbürger" sowie der sog. "Mittelschicht" oder ggf. noch darüber zuzurechnen.
Ich hingegen habe kein Abitur (zur Auflockerung hierzu was von "Insterburg & Co.": http://www.youtube.com/watch?v=zyvVDTFhns8) und folglich auch kein Studium (auch kein abgebrochenes*grins*) vorzuweisen, komme aus den berühmten "kleinen und einfachen Verhältnissen" ("Arbeiterklasse"), habe keinen politisch, wirtschaftlich oder journalistisch gefärbten beruflichen Hintergrund, lebe in der tiefsten dunkelsten Provinz und bin derzeit von den Lebensumständen her betrachtet fast "ganz unten".
Dennoch erlaube ich mir seit schon seit längerer Zeit, auch meinen eigenen Kopf zu benutzen und mir Gedanken um sowie über Dinge zu machen, von denen ich zumindest nach Meinung unserer selbst- oder von diversen Medien zu solchen ernannten "Leistungseliten" nichts verstehe. Naja, und zumindest halbwegs "unfallfrei" schreiben dürfte ich nach deren Dafürhalten eigentlich auch nicht können, versuche es aber davon unbeeindruckt trotzdem weiter.
Tja, warum soll nicht auch mal ein nach gängiger Auffassung dem Prekariat zugehöriger Zeitgenosse seine Gedanken, Theorien, Thesen und seine Meinung in einem Blog veröffentlichen? Also dachte ich mir "Gleiches Recht für alle" und haue somit ab heute ebenfalls in die Tastatur.
Ich lasse in meine Beiträge, falls es zur jeweiligen Thematik passen sollte, dann noch das eine oder andere "erhellende" biografische Detail zur Untermalung und -mauerung eines Gedankengangs mit einfließen. Auch praktische Beispiele aus eigenem erleben und erfahren heraus werden zu diesem Zweck immer wieder mal mit angeführt werden. Da mir die 50 am Horizont bereits deutlich sichtbar dräut erlaube ich nämlich von mir zu behaupten, über eine gewisse Lebenserfahrung zu verfügen.

Ich erwarte zu meinen An- und Einsichten natürlich keine uneingeschränkte Zustimmung. Andersmeinende und -denkende dürfen gern ihre Gegenstandpunkte darlegen. Ich bitte aber darum, dies in sachlicher Art und Weise sowie ohne Beleidigungen, Beschimpfungen, Hetze oder ähnlichem erfolgen zu lassen! Dies gilt auch für die Diskutanten untereinander! Bei entsprechenden Verstößen gegen diese Bitte werde ich von meinem "Bloghausrecht" Gebrauch machen und die entsprechenden Kommentare entfernen!

Da mir evtl. zu dem einen oder anderen von mir angesprochenen - besser: angeschriebenen - Thema mit Sicherheit das nötige, tiefer gehende Fach- und Hintergrundwissen fehlen wird, bin ich für Korrekturen und Erläuterungen seitens sich in/mit der jeweiligen Thematik besser auskennender Menschen stets dankbar!

Zum guten Schluss noch eine weitere Bitte: Meine gelegentlich durchbrechende Neigung zu Wortspielereien sowie zu neuartigen Wort-/Begriffsschöpfungen bitte ich zu entschuldigen - die hatte ich immer schon und werde sie einfach nicht los*grins*!

Allen Blogbesuchern/-innen einen möglichst angenehmen Aufenthalt sowie viel Freude beim - hoffentlich - regen kommentieren und diskutieren!

Der Harzpeter

P.S.: Mein Name bezieht sich nicht auf den wegen Untreue in 44 Fällen verurteilten "Arbeitsmarktreformierer", sondern auf die Region, in der ich lebe! Das fehlende "t" ist somit kein Schreibfehler!